Jeder Auftritt von Zendaya ist derzeit ein modischer Aufschlag mit Wumms. Die Schauspielerin mimt in ihrem kürzlich angelaufenen Film »Challengers« die Ex-Tennisspielerin und Trainerin Tashi Duncan in einem Liebesdreieck zwischen zwei Profis. Und wie schon auf der Pressetour zu »Dune« wählt Zendaya mit der Hilfe ihres Stylisten Law Roach für jeden Termin einen Look, der das Thema des Films aufnimmt: Vom Faltenrock bis zu High Heels mit Tennisbällen.
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Schon jetzt wird spekuliert, mit welchem Outfit sie bei der diesjährigen Met Gala am kommenden Montag auftreten wird.
Zendayas Fashion Show ist mehr als nur ein modisches Statement. Hier setzt eine junge Frau mit afroamerikanischen Wurzeln die Mode eines Sports in Szene, von dem schwarze Menschen lange Zeit kategorisch ausgeschlossen waren.
Hommage an schwarze Tennisstars
Immer wieder zitiert Zendaya dafür auch aus der Geschichte des Tennis-Sports. Im April trat die 27-Jährige im ärmellosen weißen Top, mit weißem Faltenrock und weißen Turnschuhen auf. Damit imitierte Zendaya den Tennislook von Althea Gibson, die 1956 als erste schwarze Tennisspielerin einen Grand-Slam-Titel holte.
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Wenige Tage später zeigte sich die Schauspielerin auf Instagram in einem ausladenden schwarz-weiß gestreiften Ballkleid auf einem Sofa. Sie trug eine Perücke mit weißen Dreadlocks – Anspielung auf ein Porträt, das Starfotografin Annie Leibovitz 1998 für einen Vogue-Fotoshoot von Venus und Serena Williams machte.
Freizeitsport der weißen Oberschicht
Als Freizeitaktivität für die weiße Oberschicht war Tennis seit seinen Anfängen im späten 19. Jahrhundert ein Sport, bei dem es ums Sehen und Gesehenwerden ging, auch in modischer Hinsicht. Dabei gab es strenge Vorschriften, in welcher Kleidung Spielerinnen und Spieler sich auf dem Court blicken lassen durften. Bis heute ist beim Turnier im englischen Wimbledon vorgeschrieben, dass die Kleidung überwiegend weiß zu sein hat, selbst farbige Streifen am Kragen oder an den Ärmeln dürfen nicht breiter als ein Zentimeter sein.
Doch so konservativ der Sport sich gibt: In Sachen Mode waren viele Spielerinnen und Spieler immer wieder höchst kreativ, wie ein Blick in die Geschichte der Tennismode zeigt.
Hazel Hotchkiss Wightman: Der Lady-Look
Wer wie die Amerikanerin Hazel Hotchkiss Wightman zur Jahrhundertwende als Frau den Tennisschläger schwang, tat das mit Sonnenhut auf dem Kopf und gekleidet in ein weißes, knöchellanges Kleid, mit Unterkleidern und anderen Stofflagen, manche auch mit Korsett darunter. Die Stofflagen sollten sicherstellen, dass ja kein unschicklicher Blick auf nackte Haut fallen konnte. Schon entblößte Knöchel sorgten damals für Gerede, etwa bei Maud Wilsons Wimbledon-Sieg 1884. Die bodenlange Garderobe machte das Spiel für die Sportlerinnen allerdings gefährlich: Wer rückwärts lief, um einen langen Ball zu parieren, lief Gefahr auf den Kleidersaum zu treten und sich selbst zu Fall zu bringen.
Suzanne Lenglen: Der revolutionäre Look
»Schamlos« fand die Presse das modische Auftreten der Französin Suzanne Lenglen in den Zwanzigerjahren. Denn die Revoluzzerin wagte es als Erste, im wadenlangen Dress dem Ball hinterher zu hechten. Statt ihre Beine in Strumpfhosen zu zwängen, entschied sie sich für Strümpfe, die sie für mehr Beweglichkeit bis zu den Knien herunterrollte. Nicht nur die Saumlänge, auch die Ärmel ihrer Kleider schienen ständig höher zu rutschen, schließlich schlug Lenglen sogar ärmellos auf! Bei all dem Gerede gingen ihre sportlichen Erfolge beinahe unter. Lenglen war nach Einführung der Weltrangliste die erste Nummer 1, hielt die Position fünf Jahre lang und holte in ihrer Karriere acht Grand-Slam-Titel. Die modische Französin hatte als erste einen Deal mit einem Designer und bändigte ihren Bubikopf regelmäßig mit einem Haarband, das sie auch auf der Champs Elysée hätte tragen können.
Gottfried von Cramm: Der distinguierte Look
Der deutsche »Tennis-Baron« Gottfried von Cramm begeisterte nicht nur auf dem Platz mit seinen Manieren und seinem eleganten Spiel, sondern auch mit seinem stilsicheren Auftreten. Im Streifenjackett oder mit Zopfmusterpullover zu weißen Stoffhosen schritt Gottfried von Cramm in den Dreißigern auf den Tenniscourt, um sich zeitweise bis auf Platz 3 der Weltrangliste hinter Tennisstars wie Fred Perry hochzuspielen. Von Cramm (vollständiger Name: Gottfried Alexander Maximilian Walter Kurt Freiherr von Cramm) war Sprössling eines niedersächsischen Adelsgeschlechts und in den Dreißigern einer der erfolgreichsten deutschen Sportler. Obwohl stark von den Nationalsozialisten umworben, verweigerte er den Beitritt zur NSDAP. 1938 wurde von Cramm verhaftet und wegen Verstoß gegen Paragraf 175 (hom*osexualität) zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, später wurde er an die Ostfront geschickt. Nach 1945 engagierte er sich – bis zuletzt elegant gekleidet – für die Wiederbelebung des deutschen Tennis.
Althea Gibson: Der politische Look
Als schwarze Athletin eroberte Althea Gibson zwei der weißesten Aktivitäten der Oberschicht: Tennis und Golf. Gibson gewann 1956 als erste schwarze Frau die French Open und holte im Folgejahr den Titel sowohl in Wimbledon als auch im Vorläufer der U.S. Open, die damals noch US Nationals hießen. Das weiße Shirt und der Faltenrock, in dem Gibson regelmäßig über den Court fegte, waren deshalb modisches und politisches Statement zugleich. Ihre Karriere inspirierte Tennisspielerinnen wie Billie Jean King und ebnete den Weg für schwarze Athletinnen wie Venus und Serena Williams. In den Sechzigern trat Gibson mit 36 Jahren als erste schwarze Spielerin auch in der amerikanischen Profi-Golfliga der Frauen an und sandte trotz aller Diskriminierung – als Schwarze wurde ihr der Zugang zu manchen Clubhäusern verweigert – die Nachricht: Schwarze Athletinnen haben ein Recht darauf, an der Spitze mitzuspielen.
Billie Jean King: Der provokante Look
1973 war es Zeit für ein Ausrufezeichen. Wiederholt hatte Ex-Tennis-Champion Bobby Riggs fabuliert, dass Frauentennis dem Männersport unterlegen sei. Deshalb sei es nur logisch und vollkommen gerecht, dass Tennisspielerinnen weniger verdienten als die Männer. Billie Jean King hatte genug von Riggs‘ Macho-Gehabe und trat im »Battle of the Sexes«, der »Schlacht der Geschlechter« gegen ihn an. Der Ausgang des Matches wurde so gespannt erwartet wie die Mode, in der die beiden Kontrahenten den Tenniscourt des Houston Astrodome betraten. Riggs‘ Jacke wies ihn als Sugar Daddy aus, Kings Designer hatte auf ihren weißen Einteiler mit dem ausladenden hellblauen Kragen und den marineblauen Blütenapplikationen noch am Morgen eigenhändig Glitzersteine aufgenäht. Das Spiel wurde live für ein Millionenpublikum übertragen und King servierte Riggs in drei Sätzen mit 6:4, 6:3 und 6:3 ab. Ihr Sieg war ein Triumph für Athletinnen und Feministinnen und blieb nicht ihre letzte Pionierleistung: Als erste Profispielerin outete sich King in den Achtzigerjahren als lesbisch.
Björn Borg: Der lässige Look
Hat hier jemand Disco gesagt? In Schlaghosen hechtete Björn Borg zwar nicht über den Platz, dafür aber in den wohl knappesten Shorts, die die Siebziger zu bieten hatten. Borgs Kontrahenten sahen erst sein schulterlanges Haar im Wind fliegen und seine Goldkette in der Sonne glitzern, dann seine ungewöhnliche Rückhand – und schließlich den Ball an sich vorbeizischen. 11 Grand-Slam-Siege fuhr der Schwede zwischen 1974 und 1981 ein. Sein Trainingsplan sicherte Borg ein höheres Fitnesslevel als vielen seiner Gegner und machte ihn zum Aushängeschild für Sportbekleidung. Ausgestattet wurde er von Fila, deren charakteristische Streifen sein Stirnband, seine Schweißbänder und sogar die Tennissocken zierten. Nach seinem überraschenden Rückzug mit nur 26 Jahren und einem gescheiterten Comeback feiert Borg, mittlerweile 66 Jahre alt, mit seiner gleichnamigen Tennis-Fashionlinie Erfolge.
Andre Agassi: Der Neon-Look
Sonnenbrillen gehören zur Standardausrüstung für das Publikum von Tennismatches. Das galt umso mehr ab Ende der Achtzigerjahre, als der Amerikaner Andre Agassi den Court betrat. Denn wer sich die Neon-Outfits des Amerikaners ohne Schutz für die Augen ansah, war selbst schuld. Agassis Signatur waren neonfarbene Radlerhosen (zuweilen unter Jeans-Shorts getragen) und neonfarbene Muster auf seinen T-Shirts. Die Haarlänge war vielleicht eine Hommage an Björn Borg, die Fönfrisur eindeutige Achtziger-Haarmode. Agassis Neon-Outfits waren ihm so wichtig, dass er sogar auf den Start bei Wimbledon verzichtete, weil die sturen Briten partout nicht von ihrer »Alles-Weiß«-Regel abweichen wollten. Der Modestil des Amerikaners scheint stellvertretend für eine Fashion-Epoche des ausgehenden Jahrtausends zu stehen, in der die Devise offenbar hieß: »Alles geht«. Allein war er damit aber nicht. Im Damentennis machte ein junger deutscher Star mit ähnlichen Outfits von sich reden…
Steffi Graf: Der gräfliche Look
Ihre oft farbigen Wickelröcke für maximale Bewegungsfreiheit und die farbenfrohen T-Shirts wurden komplettiert durch Haarband oder Scrunchie, dem überdimensionalen Zopfgummi. Steffi Grafs Mode war das etwas subtilere Damentennis-Pendant zu Andre Agassis Outfits – ob es ein früher Hinweis darauf war, dass sich hier zwei finden würden? Die »Gräfin« erkämpfte sich mit ihrer gefürchteten Vorhand 22 Grand-Slam-Titel, 1988 gewann sie gar alle vier Grand-Slam-Turniere auf einmal, und eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen. 2001 heirateten Steffi Graf und Andre Agassi. Die Hochzeitsoutfits: Leider ganz ohne Neon.
Venus Williams: Der selbstbewusste Look
Wo sollte man jetzt zuerst hinschauen: Auf die Technik, mit der Venus Williams bei den French Open 2010 ihre Gegnerin Arantxa Parra Santonja mit 6:2 und 6:4 an die Wand spielte oder auf das Outfit, in dem sie über den Platz wirbelte? Der halb transparente schwarze Spitzendress mit Rüschenrock und roten Nähten, kombiniert mit hautfarbenen Shorts darunter schien vor allem die Presse mehr in den Bann zu ziehen als das eigentliche Match. Venus Williams, die sich wie ihre Schwester Serena immer wieder Kommentare zu ihren Looks und ihrem Auftreten gefallen lassen muss, wurde mit hämischen Bemerkungen bedacht, etwa ob sie im Nachthemd zum Match angetreten sei, oder ob sie den Can Can tanzen wolle. Williams scheint die Kritik an ihren Outfits herzlich egal zu sein. Über ihren Umgang mit den Medien sagte sie 2021: »Ich weiß, dass jede Person, die mir eine Frage stellt, nicht so gut spielen kann wie ich. Also egal, was jemand sagt oder schreibt, er kann mir sowieso nicht das Wasser reichen.«
Serena Williams: Der Ganzkörper-Look
»Wie eine Kriegerin« fühlte sich Serena Williams, als sie bei den French Open 2018 im schwarzen Catsuit mit rotem Band gegen die Tschechin Kristyna Pliskova antrat und sie mit 7:6 und 6:4 besiegte. Williams hatte gesundheitliche Gründe für ihre Outfitwahl. Seit ihrer Schwangerschaft hatte die Amerikanerin wiederholt mit Blutgerinnseln gekämpft, der von Nike entworfene Catsuit sollten die Blutzirkulation in ihren Beinen anregen. Seit wann sehen Thrombosestrümpfe so sportlich aus?! Ausgerechnet die sonst so modischen Franzosen hatten jedoch wenig Sinn für diese Fashion-Revolution und verbannte Williams‘ Catsuit. Damit traf die Profispielerin ein ähnliches Schicksal wie schon 1985 die Amerikanerin Anne White, die in einem weißen Ganzkörper-Einteiler in Wimbledon antrat und nach ihrem ersten Match gebeten wurde, die kommenden Spiele in anderer Kleidung zu bestreiten. Williams‘ schwarzer Catsuit hat es seitdem aber in Variationen immer wieder auf den Court geschafft: ob ärmellos und mit Shorts oder asymmetrisch mit einem langen und einem kurzen Bein.